Ende der Sechziger Jahre hat der amerikanische Gerontologe Robert Neil Butler den Begriff des „Ageism“ geprägt. Analog zu den Begriffen „Racism“ und „Sexism“ handelt es sich dabei um die Diskriminierung des Alters. Diese Diskriminierung besteht nach Butler aus drei Elementen: Vorurteile gegenüber älteren Menschen, dem Alter und dem Prozess des Alterns; Diskriminierung von älteren Menschen; Stereotypisierung von älteren Menschen. Butler hat mit seiner Altersforschung ein ganz neues Gebiet innerhalb der Sozialforschung in den USA begründet und vorangetrieben. Mit seiner Unterstützung entstanden das National Institute on Aging, die American Association for Geriatric Psychiatry, die Alzheimer´s Disease Association und das International Longevity Center. Auch die Politik interessierte sich zunehmend für diesen Forschungszweig und Bill Clinton veranstaltete in Zusammenarbeit mit Butler 1995 eine Konferenz zum Thema Altern im Weißen Haus.
Durch die Vorreiterrolle Butlers gibt es in den Vereinigten Staaten schon seit langem Gesetze gegen Altersdiskriminierung. Bereits 1967 wurde ein Gesetz gegen Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz erlassen. Die Bundesregierung hat dagegen erst im Jahr 2006, fast 40 Jahre später, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erlassen, welches auch die Diskriminierung des Alters verbietet. Während man in den USA weder Alter noch Foto in einer Bewerbung angibt, ist dies in Deutschland noch üblich.
2012 wurde von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Pilotprojekt mit fünf ausgewählten Unternehmen und drei öffentlichen Trägern mit anonymisierten Bewerbungen durchgeführt. Das Projekt hat gezeigt, dass durch ein anonymes Bewerbungsverfahren mehr Chancengleichheit hergestellt wird und sowohl Unternehmen als auch Bewerber ein positives Fazit ziehen. Ob dies zukünftig Einzug hält in die allgemeine Bewerbungspraxis in Deutschland ist noch nicht entschieden. Fest steht, dass viele Bewerber, die sonst durch das Raster der Personaler fallen würden wie etwa ältere, ausländische oder weibliche Bewerber, mit so einem anonymen Verfahren größere Chancen zum (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben hätten.