Renate Bergmann: Twitteromi mit iPhone-Halterung am Rollator

Nein sowas: Beim Microblogging-Dienst Twitter hat sich eine Oma reingemogelt! Renate Bergmann, Rentnerin, 82, geborene Strelemann, 4fach verwitwet, trägt Lockenwickler und Gebiss, putzt um 5 Uhr früh das Treppenhaus und verschenkt gehäkelte Toilettenpapierschoner.

Twitter-Profilbild von Renate Bergmann
Twitter-Profilbild von Renate Bergmann

Sie hat Zucker und “Ossiporose”, schläft unter einer Heizdecke, guckt Rosamunde Pilcher-Filme und hat “den Krieg nicht überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen.” Ihre Männer liegen in Berlin auf 4 Friedhöfen verteilt, das “Gießen allein dauert einen halben Tag.” Ihr guter Freund und Tanztee-Begleiter Kurt ist zu 85% blind und darf sein Auto deshalb auf Behindertenparkplätze stellen.

Renate Bergmann erschien Mitte Januar auf der Bildfläche: Die 82jährige Rentnerin wurde auf der Microblogging-Plattform Twitter von der Moderatorin Sarah Kuttner als ihre Oma vorgestellt. Man habe ihr ein Handy geschenkt und Twitter erklärt. Seitdem gibt sie täglich mehrmals in 140 Zeichen Statements, sogenannte Tweets, zu ihrem Alltag und Leben ab. Die sind für jeden im Internet öffentlich sichtbar. Ihre Sprüche kommen so gut an, dass sie in Kürze über 5000 “Follower” hatte, Personen, die die Tweets eines Twitter-Nutzers abonniert haben.

Renate Bergmanns Tweets sind teilweise wirklich sehr lustig. Dabei wird kein Oma-Klischee ausgelassen. Inzwischen glaubt kaum noch jemand, dass sie eine echte Oma ist. Nicht nur, weil sie eine Figur wie aus einer Fernsehkomödie ist: Setzt man aus den verschiedenen getweeteten Informationsbrocken ein Bild zusammen, ergibt sich die Karikatur einer Oma aus den 70er Jahren. Eigentlich die Oma, die die heutigen Middle-Ager oder gestandenen Erwachsenen damals zum Sonntagskaffee mit ihren Eltern besuchten. Renate Bergmann scheint aus diesen Kindheitserinnerungen zusammengesetzt zu sein. Denn die derzeitigen 80-jährigen passen nicht mehr in dieses Klischee.

Bei Twitter gab es lebhafte Diskussionen darüber, ob Renate Bergmann echt sei oder nicht. Für die meisten ihrer Follower spielt das aber ohnehin keine Rolle. Am 20. Februar hat sie sich schließlich selbst geoutet: auf Ihrer Facebook-Seite bezeichnet sie sich als “fiktiver Charakter”. Laut AGB dürfen Kunstfiguren dort keine persönlichen Profile anlegen – wenn doch, kann der Account von Facebook ohne Vorwarnung gelöscht werden.

Wer sich ihr Facebook-Profil anschaut, der findet dort auch ein Foto des Parfüms „Tosca“ gepostet – und es beschleicht einen der Verdacht: Ist Renate Bergmann am Ende sogar die Marketingkampagne eines Parfümherstellers, der für sein angestaubtes Produkt eine neue Zielgruppe gewinnen möchte?

Hier eine Auswahl ihrer beliebtesten Tweets:

https://twitter.com/RenateBergmann/status/301309360947200000

https://twitter.com/RenateBergmann/statuses/303086267153911808

https://twitter.com/RenateBergmann/statuses/292712163158654976

https://twitter.com/RenateBergmann/statuses/304993269924888576

https://twitter.com/RenateBergmann/statuses/298402776541708288

(gk)

 

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4 Responses to Renate Bergmann: Twitteromi mit iPhone-Halterung am Rollator

  1. Marina sagt:

    Das gefällt mir. Egal ob echt oder Fake – ich überlege – wenn ich 82 bin, also in 20 Jahren, will ich auch so drauf sein. Bis dahin kann ich ja noch üben.

  2. Hallöle ich suche auch leute die sich mit mir unterhalten.
    mein enkel hat mir twieter und fatzbook empfohlen.

    Twieter: https://twitter.com/RichterGerda
    Fazebuck: https://www.facebook.com/pages/Gerda-Richter/542568409128025

  3. Ich bin 78 jahre und bin so einsam.

  4. Barbara sagt:

    „Denn die derzeitigen 80jährigen passen nicht mehr in dieses Klischee.“

    Sehe ich ganz und garnicht so. Sogar meine 65-jährige Mutter lebt in mancherlei Hinsicht so, wie diese fiktive Frau um die 80. Und wenn ich mir die relativ vielen alten Leute, die in meiner nächsten Nachbarschaft leben, so ansehe, dann dürften die wohl tatsächlich so manches Klischee bestätigen. Und fragen Sie erstmal meinen Freund, der in der Altenpflege arbeitet…

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