Nip/Tuck: Sucht nach Schönheits-OPs

Nip/ Tuck - Schneiden und Straffen
Nip/Tuck, 6. Staffel. Foto: Warner Home Studio.

Die US-Serie Nip/Tuck gibt mit viel Sinn für technische Innovation und gestyltes Ambiente Einblicke in die bizarre Welt der Schönheitschirurgie.

In den USA lief die Serie zwischen 2003 und 2010 in sechs Staffeln, im deutschen Free-TV nur bis zur vierten Staffel. Von 2004 bis 2007 wurden die ersten beiden Staffeln auf ProSieben gesendet, ab 2008 liefen die dritte und vierte Staffel auf Sat.1, später auch auf dem Frauensender sixx.

Hauptakteure der Handlung sind die beiden Schönheitschirurgen Sean McNamara und Christian Troy, Künstler auf seinem Gebiet der eine, Geschäftsmann und Womanizer der andere. Gemeinsam betreiben sie in Miami und später in Los Angeles eine angesagte Praxis. Nip/Tuck lässt sich nicht mit typischen Arzt- und Familienserien vergleichen und die Festlegung auf ein Label fällt schwer. In deutschen TV-Zeitschriften wurde die Serie daher wohl etwas nebulös als „Ethik-Drama“ angekündigt.

Allerdings bemüht sich Nip/Tuck weder um Realitätsnähe, was die abstrusen Patientengeschichten anbelangt, noch handelt es sich bei den Protagonisten um die üblichen Sympathieträger. Ihr ethisches Handeln stellen die  profitorientierten Schönheitschirurgen eher selten in Frage. Interessant ist es daher vor allem, die Serie als Satire auf eine durch und durch dekadente und narzisstische Gesellschaft zu sehen. So wird auch das Thema „Sucht nach Schönheits-OPs“ mit viel schwarzem Humor verarbeitet.

Nip/Tuck 4. Staffel, DVD Cover. Foto: Warner Home Studio.

„Schönheit hat ihren Preis“, so lautet der deutsche Untertitel der amerikanischen Serie Nip/Tuck. Damit ist nicht nur der Aufwand erheblicher finanzieller Mittel für die Schönheits-OPs bei McNamara/Troy gemeint, sondern auch extreme Schmerzen und  Persönlichkeits­veränderungen.
Mrs. Hedda Grubman, langjährige Kundin der Praxis McNamara/Troy, kennt  diese Probleme nicht. Die Schmerzen nach ihren zahllosen Beauty-OPs scheinen ihr regelrechte Freude zu bereiten. Bis zu ihrem einsamen Tod bleibt sie die selbe manipulative, eitle und herrische Person, die sie immer war und was das Geld betrifft, so verfügt sie bei McNamara/Troy über eine Flatrate. Da Sean McNamara bei einer ihrer früheren Bauchdeckenstraffungen einen Kunstfehler begangen hat, erpresst Grubman von den Ärzten die lebenslange Versorgung mit kostenlosen schönheitschirurgischen Eingriffen.

Dies garantiert ihr einen zeitlosen, straffen Körper und ein maskenhaftes, faltenfreies Gesicht. Als sie in der 4. Staffel wieder einmal in Christian Troys Sprechzimmer auftaucht, hat sie ein wichtiges Anliegen. Wegen einer Krebserkrankung bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, und so möchte sie ein letztes Mal die Trumpfkarte ziehen und zur schönsten Leiche von Miami werden. In ihrer Makellosigkeit will sie der exquisiten Trauergemeinde für immer im Gedächtnis bleiben. Christian kann der größten Nervensäge unter seinen Stammkundinnen diesen letzten Wunsch nicht ausschlagen und so wird Mrs. Grubmans Körper posthum noch mal richtig aufpoliert: Fettabsaugen, Bauchstraffung, Facelift… das ganze Programm. Wie dumm, dass auf der Trauerfeier, zu der Mrs. Grubman vorsorglich die gesamte High Society von Miami eingeladen hat, niemand erscheint außer Christian und der langjährigen Betreuerin. Anscheinend hat Hedda Grubman Zeit ihres Lebens nahezu jeden mit ihrer Eitelkeit und ihrem egozentrischen Wesen in die Flucht geschlagen. Und so hat Schönheit auch für sie letzten Endes ihren Preis.

Obwohl Nip/Tuck in den USA mehrere Auszeichnungen erhielt und mit einem hohen Aufgebot an Stargästen glänzen konnte, hatte die Serie in Deutschland keinen längerfristigen Erfolg. Die schlechten Einschaltquoten zeigten, dass das deutsche Publikum für die drastischen OP-Szenen und bizarren Geschichten zum Thema Schönheitschirurgie offensichtlich nicht bereit war.

Die Produzenten der Serie weisen darauf hin, dass alle Darstellungen der medizinischen Eingriffe der Realität entsprechen oder sich zumindest im Rahmen des zukünftig Möglichen bewegen. Diese Einblicke in den OP-Saal sind für Ungeübte tatsächlich schwer zu ertragen, obwohl die Szenen stets mit einem coolen Soundtrack unterlegt sind.

Ein indirektes Statement der Serienmacher zur „Schönheit um jeden Preis“ ist die Figur Julia McNamara. Die natürliche Schönheit der zickigen Frau des Superchirurgen, deren Aussehen mit altersgemäßen Fältchen und Augenrändern durchaus Handlungsbedarf bieten würde, wird nie in Frage gestellt. Sie bleibt stets die unterkühlte, unerreichbare Traumfrau auch ohne „schneiden und straffen“ („nip/tuck“).
cb

 

 

 

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