Im Kino: Madame empfiehlt sich

Oder: Kettenrauchen mit Catherine Deneuve

Bettie (C. Deneuve) raucht. In: Madame empfiehlt sich. © Wild Bunch Germany
Bettie (Catherine Deneuve) raucht. © Wild Bunch Germany

Auf der letzten Berlinale lief „Elle s’en va“ (frz. Originaltitel) im Wettbewerb und ging leer aus. Der Film hat wohl zu wenig knallharte Realität, abgesehen vom Zigarettenqualm.  Macht nichts, den Rummel um den Film brachte allein schon Deneuves Anwesenheit auf dem Filmfestival ein. Bei der Pressekonferenz rauchte sie Kette im Nebenraum (bei absolutem Rauchverbot im gesamten Gebäude!), wo ein eigens für sie abgestellter Feuerwehrmann Aufsicht hatte. Jetzt, ein Jahr später, kommt das Roadmovie unter dem Titel „Madame empfiehlt sich“ in die deutschen Kinos. Darin bricht sie in der Figur der 60-jährigen Bettie alle Klischees über ältere Frauen. Regisseurin Emmanuelle Bercot ist eine federleichte Hommage an die großartige französische Mimin gelungen.

Bettie, Betreiberin eines von der Insolvenz bedrohten Restaurants in der bretonischen Provinz, wurde soeben von ihrem Liebhaber wegen einer Jüngeren sitzen gelassen.  Früher war sie es, die ihren Mann mit seinem besten Freund betrog. Nach diesem Schock fängt die „Miss Bretagne 1969“ wieder an zu rauchen. Doch wo gibt’s in der Provinz am heiligen Sonntag Zigaretten, wenn alle Läden geschlossen sind? Das sonst Männern vorbehaltene Klischee „Ich bin nur mal schnell weg zum Zigarettenholen“ wird hier umgekehrt und zum erzählerischen Ausgangspunkt. Es beginnt ein zielloses Roadmovie im alten Mercedes Benz durch die wundervolle bretonische Landschaft mit eher untypischen Begegnungen für eine Frau in Betties Alter: Ein One-Night-Stand mit einem jungen Kleinkriminellen, ein alter Bauer, der ihr mit zitternden Händen und in epischer Länge eine Zigarette dreht, die Reunion der 60er-Jahre Schönheitsköniginnen aus allen Provinzen als Werbegag einer Kosmetikmarke. Und schließlich soll die Reise auch der persönlichen Katharsis von Bettie dienen: Nach ewigem Dauerstreit mit ihrer Tochter gibt es eine erste Wiederbegegnung nach Jahren und eine für Bettie folgenschwere Autofahrt mit ihrem Enkel zu dessen Großvater. Am Ende wird nichts mehr so sein wie es war – und das ist wohl ganz in Betties Sinn. (sis)

Kinostart: 13.02.2014

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