Bis(s) zum Jugendwahn

Elena und ihre beiden Vampirfreunde aus den „Vampire Diaries“ Foto: ProSieben

Nicht erst seit dem Erfolg der „Bis(s)-Romane“ sind Vampire in Film und Fernsehen beliebt. Eine massive Vermarktung der Blutsauger begann schon in den 1990er Jahren mit Serien wie „Buffy – the Vampire Slayer“ und den erfolgreichen Verfilmungen des Dracula-Stoffes von Wes Craven und Francis Ford Coppola. Seit Twilight hat das Thema Vampire endgültig auch die Welt der Teenager erobert. Es fällt auf, dass die Vampire in Film und Fernsehen über die Jahre immer jünger werden. Gemessen an Jahren sind sie uralt, aber statt alter lüsterner Draculas gibt es heute jugendliche Vampire mit ganz normalen Teenager-Problemen.

Bella und Edward aus dem Kino-Erfolg „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ Foto: IMDb.com, Inc.

Die modernen Vampirfiguren sind noch immer unsterblich. Das galt auch für Dracula, Nosferatu und ihre Nachkommen in Literatur und Film. Neu an den Büchern, Filmen und Serien der Gegenwart ist dagegen die ewige Jugend der Vampire, gepaart mit einem äußerst attraktiven Aussehen, Romantik und Sexappeal. Dazu kommt ihre gespaltene Persönlichkeit, teils integriert in den gesellschaftlichen Mainstream, teils Wesen einer dunklen und gefährlichen Schattenwelt. Edward Cullen und seine Freunde aus den Twilight- Romanen und -Filmen sind nicht älter als 20 oder besser gesagt: werden nicht älter als 20. In der erfolgreichen US-Serie „Vampire Diaries“ gehen die Vampire ebenfalls noch zur High School. Hier gibt es zwar sogenannte Ur-Vampire, aber auch diese sehen nicht älter aus als 30. Den übermächtigen alt-ehrwürdigen Dracula gibt es im 21. Jahrhundert nicht mehr. Er ist trotz seiner Unsterblichkeit ausgestorben und überlässt den jungen Teenie-Schwärmen das Feld.

Durch diese Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild der Vampire wurde der Mythos in Literatur, Film und Fernsehen neu belebt und es konnten neue Zielgruppen (überwiegend weibliche Teenager und ihre Mütter) erschlossen werden. Der Trend zu immer jüngeren, alterslosen Vampiren unterstützt den allgegenwärtigen Jugendwahn in den Medien. Kein Wunder also, dass Hollywood nur noch junge Schauspieler für die Rollen der Vampire castet. Jetzt dürfen noch nicht einmal mehr die Bösewicht-Rollen aus dem Alters-Rahmen fallen. Die Schere zwischen unserer Realwelt mit einer zunehmend alternden Bevölkerung einerseits und der Medienwelt mit dem idealisierten Jugendbild  andererseits klafft immer weiter auseinander.
ch

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